Deutschland ist Weltmeister!?

Zur letzten Fußball WM ist die deutsche Mannschaft krachend gescheitert, das weiß jeder Hinterwäldler. Aber in anderen Disziplinen sind wir immer noch richtig stark, und beim fröhlichen Balltreten gibt es immerhin alle vier Jahre eine neue Chance. So lange bis wir wieder die größte aller Fußball-Trophäen in der Hand halten, trösten wir uns mit ein paar warmen Gedanken vom verborgenen Ruhm.

Nichts geht über den Gerstensaft der Germanen

Eines ist absolut klar: Nichts ist besser als deutsches Bier! In unserem Land selbst rangiert der schäumende Gerstensaft noch immer auf Platz 1 der alkoholischen Getränke. 8 Milliarden Liter rinnen pro Jahr die deutschen Kehlen herunter – und für nicht versiegenden Nachschub sorgen mehr als 1.350 Brauereien, die ungefähr 5.000 verschiedene Biersorten produzieren. Im Jahr 2014 wurden außerdem 1,5 Milliarden Liter dieser Köstlichkeit in andere Länder exportiert. Schon Tacitus, der bekanntlich im alten Rom lebte, kannte die größte Leidenschaft der Germanen und beschrieb die „Flüssigkeit aus Gerste oder Weizen“ in seinen Werken. 

Heerscharen von Touristen streben Jahr für Jahr in unsere Lande, um die Heimat ihrer liebsten Biere kennenzulernen. Im Gegenzug verließen im Lauf der Geschichte viele begabte deutsche Brauer ihre angestammten Gefilde, um ihre Handwerkskunst in alle Welt hinauszutragen. Heute gibt es sogar australische und chinesische Biere, die auf ursprünglich deutschen Rezepten basieren. Wenn wir nicht der dauerhaft amtierende Bierweltmeister sind, wer sonst? Etwa die Engländer??? That’s bullshit and you know damn well!  

Exportweltmeister trifft auf amerikanische Poker Tricks

Die beiden Wörter „Deutschland“ und „Exportweltmeister“ gehören zusammen wie Pech und Schwefel oder Bud Spencer und Terrence Hill. Der Überschuss unserer Leistungsbilanz lag 2018 bei 294 Milliarden Dollar und fiel damit höher aus als der von Russland und Japan zusammen. Die beiden genannten Länder beanspruchten übrigens letztes Jahr den 2. und den 3. Platz für sich, ihr gemeinsames Plus lag „nur“ bei 289 Milliarden Dollar. Donald Trump findet das bekanntlich gar nicht gut. Er meint, seine Landsleute sollten lieber Ford statt BMW fahren und möchte deshalb Strafzölle auf deutsche Autos einführen. Ob dieser Poker Trick die technikverliebten Amis davon überzeugt, bayerische Wertarbeit gegen nordamerikanisches Kulturgut einzutauschen? Zweifelhaft. 

Doch schauen wir uns doch lieber kurz einmal an, was es überhaupt bedeutet, einen Exportüberschuss zu haben, statt uns auf gedankliche Irrfahrt zu begeben: Deutschland produziert sehr viel mehr Waren und Dienstleistungen als die Einwohner verbrauchen. Die finanziellen Forderungen an ausländische Abnehmer übersteigen deshalb diejenigen an deutsche Konsumenten. Kurz: Export übertrifft Import. 

Zweimal Poker Weltmeister – wer hat’s gewusst? 

Einer unserer Exportschlager heißt Hossein Ensan, er schaffte es vor Kurzem auf die Titelseite der Bild. Kennt ihr nicht? Kein Problem! Der Pokerspieler aus Münster wurde Anfang Juli inoffizieller Poker Weltmeister bei der WSOP in Las Vegas. Boulevard-Magazine wie die Bild schreiben seitdem regelmäßig über den sympathischen Spieler, der Teile seines 10 Millionen US-Dollar Gewinns spenden möchte. 8.569 Spieler traten insgesamt an, die jeweils 10.000 US-Dollar Teilnahmegebühr auf den Tisch legten. Wer sich im Vorhinein qualifizierte, zum Beispiel bei den Qualifikationsturnieren von 888 Poker, hatte natürlich weniger Einsatz zu zahlen. Am Ende war es Hossein Ensan, der einen großen Batzen des Preisgelds einkassieren konnte – ein weiterer deutscher Weltmeister! Er ist jetzt nun deutlich reicher als vorher, möchte aber mit seinem Lieblingsspiel noch lange nicht aufhören. Übrigens tritt Ensan in die großen Fußstapfen von Pius Heinz, der 2011 die Pokerweltmeisterschaft für sich entschied. Heinz ist seines Zeichens echter Westfale – noch mal ein Deutscher, also. 

Wer braucht schon Fußball, wenn er gut im Faustball ist? 

Wenn derzeit schon nichts im Fußball zu holen ist, dann wenigsten im Faustball: So dachte es sich der deutsche Nationalkader der Faustballspieler und zog aus, um zu siegen. Das WM Finale ist gerade ein paar Tage her und noch immer befinden sich die Fans im Rausch der Gefühle. Um wie viele begeisterte Sportjunkies sich hierbei handelt, bleibt ungewiss, doch gewaltige Mengen dürften es nicht sein. Faustball ist kein echter Breitensport, aber Deutschland durfte sich in dieser Disziplin schon zwölf Mal Weltmeister nennen. Die Endschlacht fand in Winterthur in der Schweiz statt, die Deutschen fegten zu diesem Anlass die Österreicher mit einem saftigen 4:0 vom Platz. 

Zur nächsten WM im Jahr 2023 drücken wir wieder alle zur Verfügung stehenden Daumen und informieren uns in der Zwischenzeit darüber, was für einen Sport wir da überhaupt vor uns haben. Aber jetzt mal Butter bei die Fische: Was ist überhaupt dieses Faustball? Im Grunde haben wir es mit einem überdimensionierten Volleyballfeld zu tun inklusive dem üblichen Netz in der Mitte. Der Ball wird mit Fäusten ins gegnerische Feld gedroschen, manchmal auch mit dem Arm. Das ist ein gutes Stück schweißtreibender als Online Poker, hält aber nicht nur das Gehirn fit. 

Siegreich in der offiziellen Verpackungsmüll WM 

„Alles ist so schön verpackt …“, sang schon 1984 der Wortakrobat Reinhard Mey und gab damit ein Zeugnis ab, dass schon vor 35 Jahren in Deutschland der Verpackungsirrsinn herrschte. 2017 wurde dann auch medial bekanntgegeben, dass wir offizieller Verpackungsweltmeister sind, das hat das Bundesumweltamt festgestellt. 18,16 Millionen Tonnen Müll aus Verpackungen, also 220,5 kg pro Einwohner, fielen im Jahr davor an. Zum Vergleich: Der europäische Durchschnittsverbrauch lag zu jenem Zeitpunkt bei 167,3 kg pro Kopf. Die Gründe dafür, dass dieser unrühmliche Spitzenplatz ausgerechnet an Deutschland fällt, sind breitgefächert, allerdings liegt der schwarze Peter nicht unbedingt beim Verbraucher. 

Die Unternehmen produzieren hierzulande einfach gern besonders aufwändige Verschlüsse, verpacken häufig kleine Portionen und legen ihren Produkten Dosierhilfen aus Plastik bei. Auch Snacks und Getränke „to go“ sind nicht ganz unschuldig daran, dass die Müllberge sich zum zweiten Mount Everest auftürmen. Seit 2016 sind immerhin schon drei Jahre vergangen und ganz allmählich ziehen wir die Bremse. Wenn dieser Zug allerdings zum Halten kommt, steht noch in den Sternen, erst einmal müssen wir aus dem Überschallmodus irgendwie wieder herauskommen. 

Doch noch Fußball-Weltmeister! Digitaler Triumph

So wie es auf der einen Seite analoges Poker und auf der anderen Seite Online Poker gibt, hat sich auch der Fußball inzwischen zweigeteilt. Die eine Hälfte, wahrscheinlich immer noch die größere, spielt sich auf dem immergrünen Rasen ab, während sich ein Teil der Action ins World Wide Web verlagert hat. Ganz folgerichtig hat sich nun auch eine digitale Fußballweltmeisterschaft etabliert, und zwar im Computerspiel FIFA. Hier gelang es dieses Jahr einem deutschen Spieler, den unrühmlichen Abgang in Russland 2018 ein gutes Stück zu kompensieren: Der 22-Jährige gewann den FIFA World Cup, der in London ausgetragen wurde. Sein Name ist Mohammed Harkous, der Nickname lautet MoAuba, er stammt aus dem eSport-Team von Werder Bremen. 

Im letzten und entscheidenden Duell setzte er sich gegen den Saudi-Arabier Mosaad Aldossary mit einem knappen 3:2 durch und durfte sich im Anschluss 250.000 Dollar Preisgeld einstecken. Mohammed ist der allererste Deutsche, dem dieser Coup gelang, doch hatte er eine wichtige Stütze an seiner Seite. Teamkollege Michael „MegaBit“ Bittner, natürlich ebenfalls angestellt bei Werder Bremen, gab dem Mitkämpfer einen entscheidenden Taktik-Hinweis, ohne den er den Weltmeistertitel nach eigener Aussage gar nicht geholt hätte. Also haben wir im Grunde zwei deutsche FIFA-Meister, eine doppelte Wiedergutmachung für die „echte“ WM. 

Ein paar klitzekleine Stichwörter für die Fantasie …

Diese Ausführungen ließen sich sicher noch eine ganze Weile fortsetzen, aber wir stoppen an dieser Stelle. Schließlich möchten wir trotz aller Weltmeistertitel doch mit beiden Füßen am Boden bleiben und nicht völlig abgehoben werden! Aber ein paar klitzekleine Stichwörter möchte wir noch nachschieben, einfach um ein bisschen die Fantasie anzuheizen. Hier sind sie: Biergärten, Birkenstock, Brezeln, Brot, Christstollen, Disziplin, Dirndl, Feinmechanik, Fleiß, Gründlichkeit, Jugendherbergen, Kehrwoche, Knödel, Kuckucksuhren, Lasertechnik, Mittelstand, Mülltrennung, Oktoberfest, Pünktlichkeit, Reinheitsgebot, Sozialversicherung und Strandkörbe. Über jedes einzelnen Wort ließe es sich köstlich streiten, diskutieren und Witze machen. Aber sie gehören doch irgendwie zu diesem Land, lassen sich schlecht abschütteln, weil wir darin eben auch noch ziemlich gut sind. Da kommt schon wieder diese weltmeisterliche Stimmung auf.